@hackfleischberg Was lässt Dich glauben, dass neuerliche Wirtschaftsbeziehungen für nachhaltigen Frieden sorgen? Hat ja im aktuellen Fall schon nicht funktioniert. Warum sollte das anders werden? Das Problem liegt tiefer in der russischen Innenpolitik und lässt sich so nicht lösen. Abgesehen davon denke ich nicht, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren irgendjemand Geschäfte mit Russland macht, wenn es keine Revolution gibt bzw. diese durch wirtschaftliches Ausbluten ins Rollen kommt.
Ich habe in einem Nebensatz erwähnt, dass ich das ganz grundsätzlich glaube, und damals auch für Russland geglaubt habe, nicht weiter ausgeführt weil das meiner Ansicht nach nicht hier her gehört, konnte mit deinen Einwänden gut leben und wollte der freiwilligen Forenpolizei keinen Grund zum Einschreiten geben, aber wenn ich jetzt schon zum zweiten Mal gefragt werde:
Ich gebe dir Recht, wirklich dauerhaften Frieden wird es nur nach einer Revolution der russischen Bevölkerung in Russland geben. Ich gebe dir auch Recht, dass das nach den aktuellen Geschehnissen wahrscheinlicher durch wirtschaftliches Ausbluten geschehen wird.
Aber grundsätzlich glaube ich, dass es besser ist, wenn sich eine Revolution, die in eine echte Demokratie führt, auf wirtschaftlichen Erfolg fußt.
Das ist ein bisschen eine Bedürfnispyramide: Um sich über demokratische Grundlagen wie Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, unabhängige Justiz usw. überhaupt erst Gedanken und Sorgen machen zu können, müssen erstmal materielle und wirtschaftliche Grundbedürfnisse erfüllt sein.
Ich bin aber von unseren demokratischen Grundwerden so dermaßen überzeugt, dass ich glaube, dass alle Menschen auf der Welt das irgendwann für erstrebenswert halten, wenn andere grundlegende Probleme gelöst sind. Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass das in Belarus z.B. und selbst in Russland gar nicht so weit weg war: Eine Demokratiebewegung gibt es da ja durchaus, sie wird halt aktuell noch durch massive Gewalt und Propaganda niedergeschlagen.
Noch ein paar Jahre ohne Krieg, und ich hätte das in Russland einem wie Nawalny zugetraut. Und da können wirtschaftliche Beziehungen schon helfen, für die Bevölkerung eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, auf deren Basis man sich dann weiter entwickeln kann. Dabei meine ich natürlich nicht vorrangig Gazprom, sondern vor allem auch privatwirtschaftliche Beziehungen.
Ich glaube z.B. auch, dass mit steigendem Wohlstand in China früher oder später demokratische Bewegungen entstehen werden.
Was ich in der aktuellen Situation nicht glaube ist, dass neuerliche Wirtschaftsbeziehungen mit einem Russland unter Putin für nachhaltigen Frieden sorgen, ich weiß aber auch nicht, wo ich sowas gesagt haben soll. Wolltest du vielleicht jemand anders erwähnen?
Ich hab aber ehrlich gesagt auch keine Ahnung und kann mit meinen Eindrücken vollständig daneben liegen, und vielleicht ziehe ich da einfach aus den Nachkriegsdeutschlanden nach den beiden Weltkriegen falsche Schlüsse.
Ich find's halt beeindruckend, wie viele Leute jetzt offensichtlich 2014 schon wussten, dass dieser Krieg zwangsläufig kommen musste, obwohl quasi alle Experten das für unwahrscheinlich gehalten hatten. Plötzlich alles Russlandexperten die grad noch Virologen waren, echt Wahnsinn.